Unter Feinden by Georg M. Oswald

Unter Feinden by Georg M. Oswald

Autor:Georg M. Oswald [Oswald, Georg M.]
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783492955218
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2012-02-01T13:00:06+00:00


Mittwoch, 23. Januar

Der Bulle mit dem Du-Rag, klein und muskulös, dunkelbraune Haut, bis zum Hals tätowiert, klopfte an Kessels halb offen stehende Tür und trat ein, während Kessel damit beschäftigt war, eine Tasse Kaffee an seinen Schreibtisch zu balancieren. Hat Joey mich verpfiffen?, fragte er sich unwillkürlich, doch eher fatalistisch als gespannt. Nachdem er seine Tasse abgestellt hatte, sah er seinem Kollegen ins Gesicht und wusste: Joey hatte nichts gesagt.

»Darf ich stören?«

»Du störst nicht. Komm rein, setz dich. Sag mal, wie heißt du eigentlich?«

»Ja, entschuldige, Ahmed Gül, Kriminalkommissar, Drogendezernat. Sie wissen ja, ich bin da mit Ihrem Freund beschäftigt.«

»Ich heiße Erich. Und bitte, siez mich nicht, ich komme mir so schon alt genug vor.«

»Gerne. Du siehst ein bisschen mitgenommen aus. Der internationale Terrorismus schläft nicht, wie?«

Gül grinste. Kessel hatte überhaupt keine Lust auf Witze und machte ein entsprechend angeödetes Gesicht.

Gül zuckte die Achseln. »Du kannst dir denken, warum ich hier bin.«

»Kann ich mir denken. Und warum bist du hier?«

»Wegen Joey, deinem Freund.«

»Ist nicht mein Freund.«

»Er sagt was anderes.«

»Er sagt, was er sagt.«

»Genau. Er sagt, was er sagt. Das Zeug, das wir bei ihm gefunden haben, ist bei der Spurensicherung. Vielleicht kann die uns was zur Herkunft sagen.«

Keine schlechte Idee, dachte Kessel. An den Röhrchen waren auch seine Fingerabdrücke. Kein Problem, er hatte sie im Beichtstuhl in der Hand gehabt. Es regte sich in ihm die Befürchtung, eine Analyse seines Blutes könnte Übereinstimmungen mit dem Stoff in den Röhrchen ergeben. Doch vorerst gab es niemanden, der sich für sein Blut interessierte. Vorerst. Kessel machte zu Gül hin eine fragende Geste.

»Was kann ich für dich tun?«

»Ich weiß nicht, es ist nur so ein Gefühl. Versteh mich nicht falsch, aber dieser Joey redet viel von dir. So viel, dass ich mich schon gefragt habe, ob er nicht noch etwas anderes in dir sieht als nur einen Bullen, den er kennt.«

Hätte Gül auch nur einen Schimmer davon gehabt, wie richtig er mit seiner Vermutung lag, hätte er nicht so vorsichtig gefragt. Kessel schien es nicht klug, seine Beobachtung rundweg zu leugnen.

»Du musst dich nicht entschuldigen, dein Eindruck ist nicht falsch. Du weißt selbst, dass man bei der Drogenfahndung manchmal sehr nah an das Milieu, in dem man ermittelt, herankommt.«

An der Art, wie Gül ihn ansah, erkannte Kessel, dass seine Erklärung nicht der unfreiwilligen Komik entbehrte. Er sah einigermaßen mitgenommen aus, und von seinen toxischen Vorlieben hatte wohl auch schon dieser junge Kollege gehört. Kessel räusperte sich.

»Ich meine damit, dass man Bekanntschaften und sogar Freundschaften schließt. Ich würde nicht sagen, dass Joey jemals ein Freund von mir war. Aber es gab eine Zeit vor fast zwanzig Jahren, als du wahrscheinlich wirklich noch in die Windeln gemacht hast, da hingen Joey und ich und ein paar andere Leute in den gleichen Klubs herum, und damals war noch nicht unbedingt klar, dass ich einmal hinter diesem Schreibtisch landen würde und Joey in einer Zelle.«

Kessel machte eine Pause. Er wusste nicht recht, wie er fortfahren sollte.

»Ihr wart also so was wie gute Bekannte?«

Kessel zuckte die Achseln. »Vor langer Zeit.



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